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Als ambitionierter Hobby-Radfahrer stelle ich mir schon hin und wieder die Frage, wie fit ich eigentlich bin!? Wie gut ist meine Form im Vergleich zu letzter Saison? Wie gut bin ich im Vergleich zu anderen Fahrern?

Schließlich ändert sich die Fitness bzw. der Trainingszustand dauernd … eigentlich sollte die Form kontinuierlich besser werden, insbesondere wenn man gezielt trainiert. Aber durch Krankheit, Verletzungen, schlechtes Wetter, fehlende Motivation oder mangels Zeit fürs Training nimmt sie natürlich auch immer wieder ab.

Bisher habe ich stets auf eine Leistungsmessung mittels Powermeter verzichtet. Die Teile waren mir einfach zu teuer und der Einbau zu kompliziert. Deshalb habe ich immer versucht, meinen Trainingszustand anhand meiner Pulsfrequenz, Geschwindigkeit oder schlichtweg nach Körpergefühl zu beurteilen. Aber da gerade der Puls von vielen, anderen Faktoren wie Aufregung, Stress, Infekten oder Tagesform abhängt, ist dieser Wert nicht wirklich brauchbar. Hinzu kommt, dass der Puls stets  verspätet auf die erbrachte Leistung reagiert.

Ähnlich sinnfrei ist der Vergleich mit Durchschnittsgeschwindigkeiten anderer Fahrer! Es macht nun mal einen Riesenunterschied, welche Strecke man fährt. Je nach Straßenbelag, Höhenmetern, Verkehrslage, Temperatur, Windstärke und -Richtung sind die Unterschied groß, selbst wenn man mit demselben Material unterwegs ist. Deshalb ist auch die Durchschnittsgeschwindigkeit als Vergleichswert meist unbrauchbar. Einzig und allein ist die erbrachte Leistung ist eindeutig und vergleichbar!

Mittlerweile gibt´s die Garmin-Pedale bereits für unter 700 Euro; immer noch ne Stange Geld, aber hoffentlich das Geld wert!? Mal sehen!

Wattmessung – Ein paar Grundlagen

In der Schule habe ich mal gelernt: Watt ist die physikalische Einheit für die Leistung; die Leistung errechnet sich aus der geleisteten Arbeit bzw. der aufgebrachten Energie und der Zeit.

Ein Beispiel:
Als Radfahrer musst Du zur Bewältigung einer bestimmten Strecke zunächst eine entsprechende Kraft auf die Pedale bringen. Am Ziel angekommen, hast Du eine bestimmte Arbeit verrichtet. Je schneller Du ans Ziel kommst, desto größer ist Deine Leistung! Umgekehrt: Je weniger Watt Du trittst, desto später kommst Du ans Ziel.

Gegenüber der Pulsmessung hat die Leistungsmessung den Vorteil, dass sie exakt und objektiv ist. Deshalb eignet sie sich besser zur Messung der Fitness und ist damit als Basis für das Training und die Ergebniskontrolle besser geeignet!

FTP – Was ist das denn?

Ein Wert der im Zusammenhang mit der Leistungsmessung im Radsport immer wieder genannt wird ist FTP (Functional Threshold Power). Dieser Wert gibt an, welche Leistung (in Watt) Dein Körper konstant über eine Stunde liefern  kann.

Möchtest Du also Deinen eigenen FTP-Wert ermitteln, so benötigst Du dafür einen Leistungsmesser und musst dann 1 Stunde Alles geben. Alternativ gibt es auch den „20-Minuten Test“. Wie der Name schon vermuten lässt, wird hier die maximale Dauerleistung über 20 Minuten gemessen und dann mit 0,95 multipliziert.

Der Garmin 830 (und 1030) bietet übrigens einen solchen FTP-Test; nur treten muss man selber 😉

Montage und Einrichtung

Das Montieren der Pedale ist wirklich ein Kinderspiel und unterschiedet sich nicht von der Montage normaler Pedale. Stimmt nicht ganz! Habe ich bisher meine  Shimano-Pedale immer mit einem Innensechskant montiert (Pedalschlüssel ginge natürlich auch), so kommt man bei der Montage der Garmin-Pedale nur mit einem Pedalschlüssel (15mm) ans Ziel … und natürlich muss ein wenig Montagepaste dran, damit die teile nicht festfressen.

Was die Cleats betrifft so muss man wissen, dass hier nur Look-Schuhplatten passen; die sind zum Glück im Lieferumfang enthalten (rot, 6 Grad). Meine Shimano SPD-SL Cleats sind leider nicht kompatibel. Schade!

Die Einrichtung / Kopplung mit meinem Garmin Edge und mit der Garmin Connect App auf meinem Smartphone war ebenfalls schnell erledigt (sh. Handbuch). Sobald man die Kurbel ein wenig rotiert erkennen die Geräte die neue Hardware eigenständig! Der Rest ist ein Klacks! Dann nur noch kalibrieren und los geht´s.

Erste Tour(en)

Gespannt war ich natürlich auf die Infos, die die neue Hardware so sammelt bzw. an meinen Garmin Edge überträgt und auf die spätere Auswertung am Rechner. Aber erst einmal zur Fahrt selber.

Das Display meines Edge 830 hatte ich mir recht spartanisch konfiguriert; für den Anfang sollten Geschwindigkeit, Pulsfrequenz und Leistung (3s) ausreichen. Nach der Installation der Garmin-Pedale wurden automatisch weitere Info-Seiten und Datenfelder im Edge hinzugefügt.

Und was soll ich sagen … die Anzeige der Leistung in Kombination mit der Geschwindigkeit verleitet definitiv dazu, noch mehr reinzutreten und seine persönliche Komfortzone öfter zu verlassen. Wer also öfter mal einen Tritt in den Allerwertesten zur Motivation braucht, dem kann geholfen werden.

Was ich auch unbedingt klären wollte war die Frage, wieviel Leistung ich eigentlich für welche Geschwindigkeit benötige. Braucht man nicht wirklich, wer aber die Effizient seines VM verbessern möchte, der bekommt jetzt durch die Leistungsmessung harte Fakten, statt nur Bauchgefühl.

Analyse der Zahlen 

Um es gleich vorwegzunehmen … die gelieferten Infos, egal ob per Garmin Connect oder auf Strada, haben mich Anfangs erschlagen. Und selbst nach mehreren Wochen habe ich noch das Gefühl, erst an der Oberfläche zu kratzen. Es gibt so viele Werte, Anleitungen, Analysen und wissenschaftliche Tipps, dass ich mit der ganzen Thematikrund um das „richtige“ Training bestimmt noch viel Zeit verbringen werde.

Ein Vergleich meiner Leistungsdaten über mehrere Monate zeigt immerhin, dass ich mich kontinuierlich verbessere: Die relative Leistung wird besser, was sich auch in den Geschwindigkeiten und Rundenzeiten auf meiner Hausrunde widerspiegelt. Ich „fahre“ weniger und „trainiere“ mehr und durch die Leistungsmessung bin ich nach wie vor motiviert, weiter an meiner Form zu arbeiten. Natürlich geht diese Entwicklung nicht ewig so weiter, aber immerhin geht es aufwärts. Am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, was sein Ziel ist.

Leistungsmessung am Heimtrainer 

Da der Wechsel der Garmin-Pedale denkbar einfach ist, nutze ich sie auch am Heimtrainer, um dort meine Leistung im Training zu kontrollieren. Auch hier bietet der Garmin Edge beispielsweise ein entsprechendes Intervall-Training an. Derzeit trainiere ich damit 30/30 Intervalle zwischen 250 und 350 Watt. Auf diese weise kann ich auch in relativ kurzer Zeit (mit Warm- und Ausfahren ca. 1 Stunde) effektiv trainieren und den Trainingsfortschritt erkennen.

Fazit: Das ist der Kick den ich brauche!

Ganz gleich ob Zahlenfetischist oder nicht … die Pedale und die Anzeige der Leistung am Fahrradcomputer geben mir die nötige Motivation, um mich ständig zu verbessern! Auch gibt es mir die Möglichkeit, Änderungen am Rad (z.B. andere Reifen oder Verbesserungen der Aerodynamik) objektiver zu beurteilen!

Bin ich bisher vermehrt mit dem Velomobil „Spazieren gefahren“ so hat sich dies teils gewandelt hin zum „Trainieren“. Die permanente Leistungsmessung motiviert mich, zunehmend die eigene „Komfortzone“ zu verlassen und ordentlich reinzutreten. Das spiegelt sich dann nicht nur in den Zeiten wider; auch die Fitness ist spürbar besser geworden .. und ich kann nicht sagen, dass es keinen Spaß macht!

Aber um es gleich vorwegzunehmen … es gibt natürlich auch Tage, an denen ich die Leistungswerte auf dem Radcomputer bewusst ignoriere und stattdessen lieber cruise, um die Fahrt und die Landschaft zu genießen. Die Mischung macht’s eben!