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Letztes Jahr im September bin ich zum ersten Mal ein Brevet gefahren (meinen Bericht dazu findest Du hier). Von da an hat mich der Ehrgeiz gepackt und für dieses Jahr möchte ich gerne eine komplette Brevet-Serie fahren, das heißt 200, 300, 400 und 600 Kilometer.
Natürlich dreht sich dabei Vieles um die physische und psychische Fitness. Ich habe aber auch schon gelernt, dass es gar nicht so einfach ist, das Ganze terminlich auf die Reihe zu bekommen. Schließlich muss es auch mit Familie und Beruf vereinbar sein!
Mühlentour? Nicht schon wieder 😉
Wie üblich erhielten alle Teilnehmer eine Woche vor Start detaillierte Informationen zur Strecke d.h. Roadbook, allgemeine Hinweise und natürlich die eigentliche Strecke als GPS Datei. Ich war zunächst enttäuscht, denn die Route hieß wieder “Mühlentour“ und führte wie schon im letzten Jahr von Twisteden nach Herzogenbosch und wieder zurück.
Diese Strecke hatte ich nicht in guter Erinnerung; zwar hatte ich sie in 8:25 Stunden problemlos bei herrlichstem Wetter absolviert aber der Straßenbelag, und damit meine ich das holländische Kopfsteinpflaster in vielen Orten, hatten mir und allen anderen Fahrern ganz schön zugesetzt. Bei genauerer Betrachtung stellte ich jedoch fest, dass die Strecke nicht zu hundert Prozent identisch mit der aus dem Vorjahr war und so schob ich meine Bedenken einfach beiseite.
Vor dem Start
Wieder reiste ich mit einem Anhänger an, auf dem ich mein Velomobil verzurrt hatte. Noch früher aufstehen und mit dem VM anreisen wollte ich nicht. Eine Stunde vor Start kam ich in Twisteden am Sportplatz an und erledigte erstmal meine Pflicht: Velomobil abladen, umziehen und anmelden. Bis zur offiziellen Begrüßung durch Micha und Moni gab es ausreichend Zeit für ein zweites Frühstück sowie einen lockeren Austausch mit anderen Teilnehmern; den ein oder anderen kannte ich noch von der letzten Veranstaltung. Wie schon im Jahr davor waren ca. 150 Teilnehmer gemeldet und wohl wegen des herrlichen Wetters gab es kaum Absagen. Darunter auch etwa 10 Velomobile.
Nach dem Desaster im letzten Jahr (mein Fahrradcomputer streikte) hatte ich dieses Mal überprüft, dass die Route auch auf dem Fahrrad Navi angezeigt wird. Als Backup hatte ich die Tour auch noch auf dem Smartphone installiert … sicher ist sicher.
Dafür hatte ich ein anderes Problem: Meine ActionCam wollte ich auf der Hutze meines Velomobils festschrauben; dabei versagte das Gewinde der Halterung … von diesem Event würde es also leider keine Bewegtbilder geben 🙁
Und los!
Mit anderen Velomobilfahrern startete ich wieder in der letzten Startgruppe und ließ es entspannt angehen. Auch wenn die Versuchung groß war und ich mich sehr gut fühlte, so achtete ich gerade zu Beginn auf meine Herzfrequenz und lies schnellere Fahrer nicht ganz freiwillig an mir vorbeiziehen 😉
Das Wetter war super; um die 20 Grad und keine Wolke am Himmel waren für den ganzen Tag angesagt! Man muss auch mal Glück haben! Ein bisschen ärgerte ich mich nur, dass ich nicht ohne Haube gefahren bin. Im Velomobil wurde es unterwegs angenehm war … dafür sparte ich mir die Sonnencreme.
Die ersten 100 km vergingen wie im Flug. So erreichte ich zur Mittagszeit die Kontrollstelle in Heusden und von da an ging es schon wieder in entgegengesetzter Richtung zurück nach Twisteden. Einige Abschnitte aus dem letzten Jahr erkannte ich wieder. Da war zum Beispiel diese Holzbrücke, die in der Mitte so spitz zulief, dass mein Velomobil dort im letzten Jahr aufgesetzt hatte und festsaß. Dieses Mal ließ ich es nicht so weit kommen, stieg frühzeitig aus und schob über die Brücke während andere Radfahrer mich bequem überholten. So ein Velomobil hat halt auch seine Nachteile.
Ebenfalls nachteilig erwies sich ab und an der sehr große Wendekreis, was sich besonders in der Stadt negativ bemerkbar macht; hat man erst einmal eine Abzweigung verpasst muss man entweder einen Umweg in Kauf nehmen oder man steigt aus und wendet das Gefährt.
Aber dafür ist mein Velomobil unheimlich bequem! Den ganzen Tag über hatte ich keinerlei Probleme, d.h. keine Rückenschmerzen, keine tauben Handgelenke, keine einschlafenden oder brennenden Füße. Auf einem normalen Rennrad hätte ich diese Strecke niemals so entspannt gemeistert!
Wie blöd kann man eigentlich sein?
Trotz funktionierendem Navi habe ich es doch tatsächlich geschafft mich zweimal zu verfahren! Beim ersten Mal folgte ich einem anderen Randonneur bis ich bemerkte, dass der Radfahrer nicht zu uns gehörte.
Beim zweiten Mal fuhr ich einen wunderschönen Radweg entlang der Maas und genoss die malerische Umgebung. Auf dem Flüsterasphalt cruiste ich mit 40 km/h entlang und war so entspannt, dass ich den Abbiegehinweis meines Navis überhörte. So kam es auch dass ich am Ziel angekommen statt der geplanten 207 km letztendlich über 215 km auf dem Tacho hatte. Es gibt Schlimmeres!
Nach der Zielankunft gab es wieder das übliche Prozedere: Navigation beenden und Strecke speichern, Brevet-Karte abgeben, Gulaschsuppe essen, Trinken, ein bisschen quatschen, Velomobil aufladen, umziehen, verabschieden und ab nach Hause.
Mein Fazit nach 200km
Auch wenn ich in diesem Jahr noch nicht so viele Kilometer in den Beinen hatte so habe ich doch die 200 Kilometer erneut gut verpackt. Mein Velomobil und ich sind problemlos und ohne Pannen/Defekte ans Ziel gekommen (nur bei einem der unzähligen Kreisverkehre bin ich dann doch am Bordstein hängen geblieben und habe mir den Lack versaut … ärgerlich).
Auf alle Fälle hatte ich ausreichend zu Essen und Trinken dabei, mein Navi hat einen guten Job gemacht wenngleich ich das ein oder andere Mal gepennt habe. Unterm Strich hat also Alles gepasst und es hat wirklich Spaß gemacht.
Somit sollte auch das nächste Event über 300 Kilometer machbar sein sollte. In 4 Wochen geht es dann wieder mit dem ARA-Niederrhein von Twisteden nach Belgien. Genaueres ist noch nicht bekannt, aber ich freue mich jetzt schon auf diese „Prüfung“.
200 Kilometer ist eine ziemlich lange Strecke;)
Alex