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Wie vermutlich viele andere Radfahrer auch, so hatte ich bisher Hammerhead als ernstzunehmenden Anbieter von Fahrrad-Computern nicht auf dem Schirm. Das änderte sich jedoch schlagartig als Hammerhead den Karoo 2 herausbrachte, welcher offenbar gut im Markt ankam und entsprechend gehyped wurde. Grund genug für mich, den Karoo 2 einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und ausführlich zu testen!

Preislich liegt der Karoo 2 mit 399 € leicht über dem Garmin Edge 830 (ca. 350 €). Der Wahoo Elemnt Bolt liegt ca. 100 € drunter, der Garmin Edge 1030 plus, den ich derzeit selber fahre (klick) mit ca. 500 € nochmal deutlich darüber. Damit ist aber auch klar, wen Hammerhead hier attackiert und mit wem der Karoo 2 sich messen muss.

Transparenz-Hinweis: Hammerhead hat mir den Karoo 2 für einen ausführlichen Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich versichere jedoch, dass dies weder Einfluss auf die Tests noch auf meine persönliche Meinung hat.

Was mir an einem Fahrrad-Computer wichtig ist!

Bei meinem Test konzentriere ich mich vor allem auf die Features, die ich wirklich nutze:

  • LiveTrack

Dieses Sicherheits- Feature ist ein Muss für alle Radfahrer die alleine unterwegs sind. Meine Familie und Freunde wissen damit genau, wo ich gerade bin. Zum Glück habe ich es bis heute nicht wirklich gebraucht. Und doch beruhigt es ungemein!

  • Analyse

Nach der Tour kann ich zuhause in Ruhe die gefahrenen Strecken und meine Leistungsdaten analysieren. Das schätze ich besonders, wenn ich trainiere und mich gezielt verbessern will. Besonders wichtig dabei ist natürlich das Zusammenspiel mit Pulsgurt und Leistungsmesser-Pedalen. Aber auch unterwegs sind mir die verfügbaren Infos über meine aktuellen Leistungsdaten natürlich extrem wichtig.

  • Garmin Varia

Das Zusammenspiel zwischen Fahrrad-Computer und Radar-Rücklicht ist ein weiterer Sicherheitsgewinn und für mich ein absolutes Muss, welches ich nicht mehr missen möchte. Besonders an dunklen Tagen bei Fahrten auf unbeleuchteten Landstraßen! Ich muss nicht mehr ständig die Rückspiegel beobachten, werde zuverlässig über den Verkehr hinter mir informiert und es gibt keinen toten Winkel!

  • Strava und Komoot

Erst durch die Integration der beiden Services in meinen Radcomputer wird es zu einem echten Gesamtpaket! Ich möchte nicht wählen müssen zwischen Fahrradcomputer und Smartphone. Alles muss in einem Gerät miteinander harmonieren!

  • Intuitive Bedienung

Nicht nur bei der erstmaligen Konfiguration, auch bei der täglichen Nutzung unterwegs ist es besonders wichtig, dass sich das Gerät einfach und intuitiv bedienen lässt. Schließlich möchte ich mich nicht unnötig vom Straßenverkehr ablenken lassen oder unterwegs Zeit damit vertrödeln, weil ich erst alle Menüs durchforsten muss bis ich das Gerät vernünftig nutzen kann.

Der erste Kontakt

Beim Auspacken des Karoo 2 fällt mir sofort auf, dass sich der kleine Fahrradcomputer sehr hochwertig anfühlt; die Verarbeitung ist top. Das matte Display erstrahlt nach dem Einschalten so hell, dass ich es erst einmal auf 40% Leuchtstärke reduzieren muss. Die Darstellung und die Menüführung sind zunächst völlig untypisch für einen Fahrradcomputer und erinnern eindeutig an mein Smartphone. Kein Wunder, schließlich arbeitet hier ein Android-Betriebssystem!

Vorbereitung / Setup

Vor der ersten Tour muss der Karoo 2 natürlich erst einmal eingerichtet werden. Voraussetzung dafür ist ein Hammerhead-Account, den ich mir am Rechner zuhause angelege. Im sogenannten Dashboard hinterlege ich meine persönlichen Infos, verknüpfe meinen Strava- und Komoot-Account und kann dort z.B. Routen planen, hochladen und meine bisherigen Aktivitäten anzeigen lassen. Die Synchronisierung zwischen Dashboard und Karoo 2 verläuft auffällig unauffällig.

Als jahrelanger Garmin-Nutzer vermisse ich natürlich eine entsprechende Integration bzw. Schnittstelle für meinen Garmin, die es jedoch aus verständlichen Gründen nicht gibt. Immerhin kann ich all meine bisherigen Aktivitäten aus Garmin Connect exportieren und im Hammerhead Dashboard importieren; derzeit aber wohl nur als Route und nicht als absolvierte Aktivität!?

Dann kopple ich meine Sensoren; sowohl mein Polar Pulsgurt, als auch meine Garmin Vector Pedale und das Garmin Varia Radar Rücklicht werden sofort erkannt und gekoppelt.

Nach Eingabe meiner persönlichen Daten und der Definition der Trainingsbereiche geht es an die Konfiguration der Profile und der Datenseiten, die ich unterwegs nutzen möchte. Auch das geht Dank der Menüführung a la Smartphone völlig unkompliziert.

Was mir am Karoo 2 besonders gut gefällt

  • Bedienung & Display

Um es gleich vorwegzunehmen … das ist der bedienungsfreundlichste Radcomputer den ich je hatte! Grundsätzlich kann man per Touchscreen und mit vier seitlichen Tasten das Gerät bedienen. Das mache ich fast ausschließlich per Touch … absolut intuitiv, wenngleich die Benutzeroberfläche zu Beginn neu und etwas ungewohnt ist.

Der Touchscreen macht einfach Spaß und die Konfiguration (z.B. der Datenseiten und -Felder) ist ein Kinderspiel. Das Display ist knackig scharf, sehr reaktionsschnell und vergleichsweise hell! Besonders gut gefällt mir das Schnell-Menü per DropDown und das ruckelfreie Zoomen und Verschieben der Karte mit zwei Fingern! Der Wechsel zwischen den Datenseiten erfolgt durch seitlich wischen oder per Taste.

Wie man auf den Bildern erkennen kann (hier der direkte Vergleich mit dem Garmin 1030 plus), ist das Display selbst bei Sonneneinstrahlung hell genug, obwohl ich es auf nur 40% eingestellt hatte!

  • Akkuverbrauch

… der lag im Schnitt bei ca. 10% pro Stunde; d.h. mit gekoppelten Sensoren und Datennutzung per SIM-Karte komme ich ca. 10 Stunden aus … was ich sehr ordentlich finde bei dem leuchtenden Display!

  • Navigation und Re-Routing

… funktioniert absolut schnell und zuverlässig! Die vorgegebene Strecke ist durch gelben Linien und Pfeile sehr gut im Display zu erkennen. Abbiege-Hinweise werden zusätzlich eingeblendet, was jedoch den Platz für die Karte auf dem Display einschränkt. Auch das Re-Routing funktioniert schnell und zuverlässig; Abweichungen von der eigentlichen Strecke werden sofort erkannt und die neue Route (rote Linien) bringt mich schnell wieder auf Kurs.

Allein auf die Abbiegehinweise sollte man sich jedoch nicht verlassen! Ähnlich wie auch bei Garmin oder Wahoo zeigt das Gerät manchmal an, dass man abbiegen soll. Tatsächlich geht es aber weiter geradeaus; während man z.B. lediglich auf den Radweg wechseln soll. Deshalb immer auch auf die gelben Richtungspfeile bzw. die gelbe Route achten!

  • Garmin Varia Radar

Sowohl das Koppeln des Sensors als auch die Darstellung während der Fahrt sind gut gelungen. Bei Fahrzeug-Annäherung wird man akustisch gewarnt. Die Display-Darstellung lässt die Abstände und Anzahl der sich nähernden Fahrzeuge gut einschätzen.

  • Dienste-Integration (Komoot und Strava)

Auch dies ist einfach gelungen und funktioniert problemlos! Meine mit Komoot geplanten Routen werden nach der Synchronisation am Dashboard aufs Gerät übertragen. Und nach der Tour werden meine Aktivitäten bei Komoot und Strava hochgeladen.

  • Updates

Das Team von Hammerhead arbeitet anscheinend ständig und sehr eng mit Nutzern zusammen, um das Gerät zu verbessern; das zeigt sich auch in der Frequenz der Updates! So war mir bspw. zu Beginn meiner Tests negativ aufgefallen, dass man gestartete Touren anschließend speichern muss und nicht verwerfen kann. Hammerhead hat dies aber bereits mit dem nächsten Update behoben, so dass man jetzt die Wahl zwischen Speichern und Löschen hat!

  • Side-Loading

Der Karoo 2 basiert auf Android. Deshalb kann man per „Side-Loading“ weitere Android-Apps installieren und nutzen! Wer also z.B. nicht auf seine Zwift-App verzichten möchte, der installiert sie selber. Eine Anleitung dazu findet man etwa hier (klick).

  • Garmin-Adapter (Befestigung)

Auch wenn die Karoo-Halterung tadellos funktioniert … durch den mitgelieferten Garmin-Adapter kann ich meine bereits vorhandenen Garmin-Halterungen an allen Rädern auch mit dem Karoo 2 nutzen!

Und wo ist der Haken?

Was soll ich sagen; es gibt nicht viel zu meckern …

  • Funktionsumfang

Dieser ist derzeit verglichen mit den Features eines Garmin Edge 1030 plus spürbar geringer. Mir persönlich jedoch fehlt nicht viel; ich nutze Funktionen wie etwa den Virtual Partner nicht.

  • Live Tracking

Bei Garmin richtet man bestimmte Kontakte bzw. Mail-Adressen ein, die dann beim Losfahren einen Link per Mail erhalten. Beim Karoo wurde das anders gelöst; der Tracking-Link wird nur einmalig generiert und muss anderen Personen manuell weitergeleitet werden. Danach können diese Personen stets deine Aktivitäten über denselben Link verfolgen. Diese Lösung finde ich nicht ganz so smart, aber es funktioniert!

  • Dashboard

Das Dashboard ist derzeit noch stark verbesserungsfähig. Deshalb analysiere ich z.B. meine Aktivitäten momentan lieber bei Strava. Meine Aktivitäten aus den letzten Jahren habe ich alle bei Garmin; eine Schnittstelle gibt es leider nicht und man kann auch keine Aktivitäten importieren. Was auch nervt ist die Tatsache, dass man bei neuen Routen erst einen manuellen Sync im Dashboard anstoßen muss bevor die neue Route auch auf dem Karoo verfügbar ist.

  • Fehlende Profile für Navigation

Plant man eine Route auf dem Karoo, so kann man hier kein Profil auswählen! Ich empfehle deshalb die Planung zuhause am Rechner. Mein persönlicher Favorit für die Routenplanung ist der BRouter (klick), weil er absolut individuelle Planungen mit persönlichen Profilen ermöglicht. Etwas Besseres gibt es m.E. nicht!!

  • Sonst noch?

Zu erwähnen ist sicherlich, dass der Karoo 2 derzeit nur die englische Sprache anbietet.

Mein Fazit

Das Team von Hammerhead hat den Mund ganz schön vollgenommen, denn sie wollen den besten Fahrrad-Computer ever bauen. Und ich muss sagen, sie sind auf einem guten Weg dort hin! Noch nie hatte ich einen Fahrrad-Computer so schnell konfiguriert, personalisiert und startklar, wie den Karoo 2!

Und draußen setzt sich dieser positive Eindruck fort, denn das sehr gut ablesbare Display und die intuitive Menüführung sind top. Handhabung, Navigation und das Re-Routing sind überzeugend! Und durch die Option einer SIM-Karte wird das Gerät unabhängig von WLAN und Smartphone.

Wo viel Licht ist, gibt´s natürlich auch Schatten; dazu zählen das etwas mager ausgestattete Dashboard, fehlende Routing-Profile, keine Sprachoption außer englisch und das ein oder andere fehlende Feature.

Unterm Strich bekommt man für ca. 399 € ein überzeugendes Fahrrad-Navi! Oder ist es nicht eigentlich mehr ein Smartphone mit Navi-App? Egal; entscheidend ist, dass es richtig gut funktioniert, was sicherlich den etablierten Konkurrenten wie Garmin und Wahoo weniger gefallen wird.